Nahrungsmittelallergie: Mit Vorsicht genießen
Zeigt das Immunsystem eine Abwehrreaktion auf Lebensmittel, gibt es nur eine Möglichkeit: Das auslösende Essen meiden. Kommt es zu stärkeren Reaktionen, kann ein mitgeführtes Notfallset sinnvoll sein.
Definition
Wie bei jeder anderen Allergie kommt es auch bei der Nahrungsmittelallergie zu einer Überreaktion des Immunsystems. Das Abwehrsystem stuft bestimmte Substanzen im Essen als fremd und gefährlich ein.
In diesem Abwehrprozess wird Histamin freisetzt, das für die typischen allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Hautschwellung oder -rötung verantwortlich ist. Es werden drei Arten von Nahrungsmittelallergien unterschieden.
So kann es sein, dass sich bereits im frühen Kindesalter eine Überempfindlichkeit entwickelt, häufig gegen Kuhmilch oder Hühnerei. Oder es kommt im Erwachsenenalter zur Pollenallergie, die später zu einer Kreuzallergie führt. Zum Dritten können bestimmte Allergene in Nahrungsmitteln eine Sensibilisierung auslösen.
Bei der Allergie auf Nahrungsmittel spielt auch die Reaktionszeit eine Rolle. So handelt es sich bei Typ 1 um die allergische Sofortreaktion, bei Typ 4 um eine Spätreaktion.
Die Sofortreaktion tritt innerhalb von Minuten bis zu zwei Stunden auf. Eine Spätreaktion setzt nach mehr als zwei Stunden ein.
Im Unterschied zur Allergie entstehen die Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht durch eine Überreaktion des Immunsystems, sondern durch eine Unverträglichkeit von Nahrungsmittelbestandteilen oder -zusatzstoffen. Bei dieser Pseudoallergie wird ohne Einschaltung des Immunsystems Histamin freigesetzt, was zu den gleichen Symptomen führt.
Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa drei Prozent der Erwachsenen und bis zu acht Prozent der Kinder an einer Lebensmittelallergie leiden. Während sich Allergien im Kindesalter häufig verlieren, können Erwachsene ein Leben lang darunter leiden.
Auslöser und Symptome
Im Prinzip können Inhaltsstoffe aller Lebensmittel eine Allergie auslösen. Zu den häufigsten Allergenen gehören Kuhmilch, Hühnereier, Fische und Schalentiere. Auch Soja, Nüsse, Mehl und verschiedene Obst- und Gemüsesorten können zu einer Überreaktion des Immunsystems führen.
Bei Kindern bereiten Kuhmilch, Hühnereier, Soja, Weizen und Erdnuss am häufigsten Probleme. Bei Erwachsenen sind es Haselnüsse, Sellerie, Obst und Fisch. Auch Hülsenfrüchte und Soja werden in letzter Zeit häufiger genannt.
Die Symptome einer Lebensmittelallergie sind vielfältig und können Haut, Atemwege, Kreislauf oder auch den Magen-Darm-Trakt betreffen. In den meisten Fällen treten sie innerhalb von wenigen Minuten bis eine halbe Stunde nach Verzehr der allergieauslösenden Speise auf (Typ 1).
Am häufigsten kommt es zu Reaktionen im Mund- und Rachenraum mit dem Gefühl einer pelzigen Zunge, Juckreiz oder Lippenschwellung. Auch kann sich die Haut röten und Quaddeln zeigen. Durch die bei einer Allergie typische Reizung der Schleimhäute sind auch Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit oder Durchfall möglich.
In schweren Fällen kann es zum Blutdruckabfall und schließlich zum Kreislaufstillstand kommen. Verlaufen die allergischen Reaktionen besonders schnell und schwer und sind mindestens zwei Organsysteme betroffen, spricht man von einer Anaphylaxie.
Diagnose und Therapie
Um eine Nahrungsmittelallergie zu diagnostizieren, werden Haut- oder Bluttests durchgeführt. Auch die Vorgeschichte des Patienten ist von Bedeutung. Hierbei lässt sich der Arzt genau schildern, unter welchen Umständen die Beschwerden aufgetreten sind.
Im Blut können die IgE-Antikörper gegen ein Nahrungsmittel nachgewiesen werden. Ein positiver Test beweist dabei noch nicht, dass eine Allergie vorliegt. Er besagt lediglich, dass das Immunsystem bereits Kontakt mit dem Stoff hatte.
Zu den Hauttests zählen Prick- und Patchtest. Sie sollen Auskunft darüber geben, ob eine Sensibilisierung gegen ein Nahrungsmittel vorliegt. Ein oraler Provokationstest zeigt schließlich, ob das Lebensmittel tatsächlich die allergische Reaktion hervorruft.
Im Gegensatz zu einer Pollenallergie gibt es bei einer Lebensmittelallergie keine Möglichkeit der Hyposensibilisierung. Die Behandlung besteht darin, das auslösende Lebensmittel konsequent zu meiden.
Dadurch kann allerdings in einigen Fällen eine abwechslungsreiche Ernährung erschwert werden. Eine Ernährungsberatung ist in diesen Fällen sinnvoll.
Oft werden die Lebensmittel jedoch in geringen Dosen oder in verarbeiteter Form vertragen. So sind nahezu alle Obstsorten auch für Allergiker genießbar, wenn das Obst ein paar Minuten gekocht wurde.
Wenn in der Vergangenheit schwere allergische Reaktionen aufgetreten sind, sollten die Betroffenen stets ärztlich verordnete Notfallmedikamente mit sich führen. So kann eine lebensbedrohliche Reaktion wie der anaphylaktische Schock verhindert werden.
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